Moin moin Rattenfangemeinde,
ich habe da ein paar mehr Dinge die mich derzeit beschäftigen, aber bevor ich loslege, etwas zu meiner Person, da ich hier noch neu bin
Also ich und meine Frau haben uns vor etwas mehr als einem Monat drei Mädels zugelegt. Wie das dabei so ist, haben wir uns im Vorfeld natürlich über Haltungsbedingungen (Käfiggröße, Futter, Käfigausstattung usw.) informiert, sprich alles was man zur eigentlichen Haltung wissen muß und uns dann aus der Zoohandlung den "Familienzuwachs" besorgt. Dabei hatten wir nun auch noch das Glück das wir gleich zwei trächtige Weibchen erwischt haben und so haben wir derzeit 21 Ratten
Aufgrund dessen war es nun natürlich nötig sich sehr tief in das Thema Ratten einzulesen und wir haben etliche Foren, Infoseiten, etc. durchforstet und verinnerlicht. Nun ist es so, dass ich durchaus ein Tierfreund bin, Tiere sind mir sogar immer lieber als Menschen, da man bei einem Tier immer weiß woran man ist (bzw. es sehr schnell merkt, da Tiere keine hinterfotzigen Schauspieler sind). Trotz meiner Tierliebe, bin ich aber auch ein Realist, ein eiskalter Realist! Ich versuche die Dinge halt immer so zu sehen und zu nehmen, wie es die natürliche Ordnung diktiert und das bedeutet, dass Leben und Tot einen symbiotischen Kreis bilden.
Fakt ist nunmal, das Leben würde es ohne den Tot nicht geben und umgekehrt genauso und ebenso verhält es sich mit fressen und gefressen werden. Kommen wir nun also zu einem Punkt der mich arg beschäftigt, Futtertiere!
Um gleich klar zu stellen, ich mag meine Pelznasen, jede einzelne von den 21, doch natürlich kann und möchte ich nicht alle behalten und von daher schaue und höre ich mich natürlich nach Abnehmern für die Tierchen um. Dabei hätte ich auch kein Problem damit, dass Eine oder Andere Pelznäschen an einen z.B. Schlangenahlter abzugeben (ich weiß, viele von euch werden mich nun hassen), damit dessen Tierchen auch was zu futtern hat. Natürlich liesse mich das nicht direkt kalt, aber im Grunde denke ich, so ist das Leben halt. Ich meine in der Natur passiert auch nichts anderes und so ein Tot durch Schlange ist, finde ich, bei weitem angenehmer als ein Leben in viel zu schlechten Haltebedingungen (Einzelhaltung, zu kleiner Käfig, etc.). Auch wenn ich es verstehen kann, wenn einigen bei dieser Vorstellung das Herz blutet, so frage ich mich, was daran verwerflich sein soll? Noch weniger verstehe ich es dann, wenn Pseudotierliebhaber damit kommen, dass man z.B. Schlangen auch mit toten Tieren (schlimmstenfalls sogar vorher mal tiefgefroren gewesen) füttern könne. Hallo? Ist das Artgerecht? Gibt es Gefrierschränke in der Natur? Was ist mit dem Jagdtrieb der ausgelebt werden möchte (und sogar muß)? Ganz davon zu schweigen das es Schlangen gibt, die Tote tiere nicht annehmen.
Auch wird immer wieder versucht zu argumentieren, dass es gegen das Gesetz verstösst, Wirbeltiere lebend zu verfüttern, dass stimmt so nicht!
Nehmen wir dazu entsprechende Teile des Tierschutzgesetzes zur Hand:
Gern zitiert:
Zitat§ 1 Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.
Oder auch:
Zitat§ 4 (1) Ein Wirbeltier darf nur unter Betäubung oder sonst, soweit nach den gegebenen Umständen zumutbar, nur unter Vermeidung von Schmerzen getötet werden. Ist die Tötung eines Wirbeltieres ohne Betäubung im Rahmen weidgerechter Ausübung der Jagd oder auf Grund anderer Rechtsvorschriften zulässig oder erfolgt sie im Rahmen zulässiger Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen, so darf die Tötung nur vorgenommen werden, wenn hierbei nicht mehr als unvermeidbare Schmerzen entstehen. Ein Wirbeltier töten darf nur, wer die dazu notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten hat.
(1a) Personen, die berufs- oder gewerbsmäßig regelmäßig Wirbeltiere betäuben oder töten, haben gegenüber der zuständigen Behörde einen Sachkundenachweis zu erbringen. Wird im Rahmen einer Tätigkeit nach Satz 1 Geflügel in Anwesenheit einer Aufsichtsperson betäubt oder getötet, so hat außer der Person, die die Tiere betäubt oder tötet, auch die Aufsichtsperson den Sachkundenachweis zu erbringen. Werden im Rahmen einer Tätigkeit nach Satz 1 Fische in Anwesenheit einer Aufsichtsperson betäubt oder getötet, so genügt es, wenn diese den Sachkundenachweis erbringt.
(2) Für das Schlachten eines warmblütigen Tieres gilt § 4a.
(3) Für das Töten von Wirbeltieren zu wissenschaftlichen Zwecken gelten die §§ 8b, 9 Abs. 2 Satz 2, im Falle von Hunden, Katzen, Affen und Halbaffen außerdem § 9 Abs. 2 Nr. 7 entsprechend.
Wo verstosse ich denn gegen eines dieser beiden Gesetze, wenn ich eine Maus oder Ratte in ein Schlangenterrarium setze? ICH füge dem Tier weder Leid (abgesehen von dem Stress der neuen Umgebung, aber das trifft auch schon bei der Anschaffung eines Tieres zu) noch schmerzen zu. ICH töte das Tier auch nicht. So brutal wie es auch ist, dass einzige was ich in einem solchen Moment mache, ich lasse die Dinge den Lauf ihrer Natur gehen.
Also, um diesen Punkt abzuhaken, wo ist abgesehen von einer eigenen, persönlichen Einstellungsfrage ein Problem? Ich bin gerne bereit und auch sehr offen für konstruktive Eingebungen und sollte ich etwas übersehen haben, möge man mich darauf hinweisen
Kommen wir zum nächsten Punkt, der mich derzeit beschäftigt, Verkauf und Zucht.
Wie am Anfang erwähnt, haben wir unsere ersten drei aus der Zoohandlung. Rückwirkend betrachtet sage ich auch, dass ich aus zumindest dieser Zoohandlung keine Tiere mehr beziehen werde. Warum man allerdings pauschal gegen Zucht und Handel ist, erschliesst sich mir nicht so ganz. Natürlich wäre es schön, wenn man zuerst in Tierheimen und Notfallstationen (sofern vorhanden/bekannt) seiner Region schauen würde, allerdings kann dieses auch Probleme mit sich bringen. Grade für unerfahrene wäre es für Mensch und Tier eine Zumutung, wenn dieser mit "Problemtieren" konfrontiert würde. Sprich wenn jemand überhaupt erst einmal Erfahrungen sammeln und den Umgang mit einer Tierart lernen muß, wie soll er dann mit soetwas fertig werden? Es ginge zwar schon, aber es würde für beide Seiten erst ein langer Leidensweg werden oder im schlimmsten Fall sogar ein Schrecken ohne Ende (zumindest für das Tier).
Was zweifelsohne her muß, sind klare Regelungen und Gesetze für den Handel, vor allem in Bezug auf Haltung der Tiere in den Geschäften. Auch Zucht usw. müssten viel strenger kontrolliert werden und als Halter oder Kenner sollte dazu aufgerufen sein, "Fliessbandproduktionen" und den Entsprechenden Handel zu boikottieren.
Nun würde ich aber nicht dahergehen und gleich jeden, der erzählt das er seine Tiere aus einer Zoohandlung hat, dafür zu verurteilen. Auch wenn es aus einer dieser "Fabriken" war. Woher soll denn der Normalo von diesen ganzen Umständen wissen? Als Normalo (wie ich mich in Bezug auf Ratten vor unserer Anschaffung auch bezeichnen würde), macht man sich darüber nicht allzuviele Gedanken, bzw. kommt einem so etwas nicht einmal in den Sinn. Da kümmert man sich im Vorfeld erst einmal darum gewisse Grundkenntnisse zu erlangen, damit man weiß wie so ein Tier zu halten, zu füttern, zu pflegen, etc. ist und macht sich keine Gedanken um den (übertrieben ausgedrückt) Weltfrieden.
Auch Zucht als solches zu verteufeln halte ich für falsch. Wenn nun auf einem schlag alle aufhören zu züchten und zu handeln, dann dauert es nicht lange und es gibt schlichtweg kaum noch Möglichkeiten an Tiere zu kommen. Und machen wir uns nichts vor, viele der Tiere in Heimen und Notfallstationen stammen von Anfängern, welche den Fortpflanzungstrieb der Tierchen unterschätzt haben (mitunter auch wegen schlechter Recherche vor Anschaffung) und wo genau diese Personen ihre Tierchen bezogen haben liegt auf der Hand, Tierhandlungen!
Wenn nun also Handel und Zucht nicht mehr vorhanden sind, werden auch Heime und Notfallstationen nach relativ kurzer Zeit keine Tierchen mehr haben und es wird schwer bis unmöglich, sich ein niedliches Pelznäschen zuzulegen. Oder ist es das was erreicht werden soll? Soll z.B. die Ratte nur noch ein Insiderhaustier sein?
Kommen wir zum dritten Punkt, die Schutzgebühr.
Zuerst muß ich sagen, die Grundidee hinter der Schutzgebühr finde ich toll, aber das war es dann auch schon. Wird denn ernsthaft geglaubt, dass nur weil jemand eine Gebühr für ein Tier erhebt, der "Käufer" zum Vorzeigehalter wird? Ganz zu schweigen davon, dass es sehr viele gibt die diese Gebühr nur als Vorwand nehmen um ein bisschen was dazu zu verdienen. Auch das Vertragswerk hier im Forum ist zwar gut und schön, aber mal ehrlich, ganz ehrlich, macht das einer von euch? Geht Ihr ständig Leute besuchen denen Ihr mal ein Tierchen überlassen habt, die Ihr nicht richtig kennt und kontrolliert wie diese die Tierchen behandeln? Falls ja, woher nimmt man die Zeit? Ganz im ernst, ich empfinde das als übertrieben. Genauso überflüssig wie eine Schutzgebühr. Ich schaue mir die Leute lieber vorher genau an, versuche in einem Gespräch ein wenig über deren Absichten und Kenntnisse zu erfahren und vertraue dann auf meine Menschenkenntnis und hoffe dann ggf. das mich diese nicht getäuscht haben. Und nochmal was zu dem Vertrag, dieser ist meiner Auffassung nach sowieso Rechtlich nicht durchsetzbar und sollte am besten mal von einem Juristen gesichtet sowie überarbeitet werden. Ansonsten aber vom Ansatz her auf jeden Fall eine nette Idee.
Das wärs dann auch erst einmal, bzw. ich habe meinen Roman fertig
Ich hoffe es kommt nicht so böse rüber wie es teilweise klingen mag, aber es sind halt Punkte, die mir in den vergangenen Tagen immer wieder aufgefallen sind und es stimmt mich teils etwas traurig, wie teilweise Personen verurteilt werden, nur weil sie etwas nicht auf Anhieb richtig gemacht haben, oder gewisse Dinge einfach nur mit einer anderen Sichtweise betrachten. Ich bin nun erst einmal gespannt auf euer Feedback und hoffe auf eine rege, vor allem konstruktive Diskussion. Ich denke zwar, dass wir nicht alle auf einen Nenner kommen werden, da diese Thematik ansich einfach zu komplex und voll von Meinungs- sowie Empfindungsfragen ist, aber evtl. hilft es zu mehr und besserem Verständnis.
MFG Lyrathor