Würdet ihr ihn noch vermitteln?

  • Hallo,

    ich dachte, ich frage mal in die große Runde. Hab mich im kleinen Kreis zwar mal schon umgehört, aber bin immer noch nicht schlauer... ich weiß zwar nicht, ob ich nach euren Meinungen eine halbwegs richtige Entscheidung zustande bringe, aber versuchen kann ich es ja mal...

    Es geht um Bob, 2 Jahre 4 Monate und Vollbock. Er ist seit letztem Samstag allein übrig geblieben. Wie es dazu kam, ist jetzt erst mal nicht so wichtig - geplant war es sicher nicht :(
    Aber Fakt ist nun, dass er allein hier hausen muss und ich nicht weiß, was ich mit ihm anfangen soll. Neue Ratten aufnehmen "kann" ich leider nicht, also überlege ich, ihn zu vermitteln. Allerdings ist er nicht mehr so fit und ich weiß nicht, ob er den Umzug und die Integration dann packt...

    Zum einen hat er ein krankes Herz, das man ihm dank der Medikamente nicht so sehr ansieht, aber Flankenatmung sieht man schon ein wenig. Außerdem hat er langsam eine recht deutliche HHL und schlappt so durch die Gegend, dabei ist er aber noch ganz munter unterwegs. Sein rechtes Auge ist leider auch kaputt, da steckt schon lange eine Entzündung drin, die auch behandelt wird, aber nicht verschwinden will - die Ursache ist auch nicht ganz klar, bisher konnte das nicht geklärt werden. Da er aber auch zwei Tumore hat (einen an der Flanke und einen recht tief im Halsbereich sitzend), wer weiß, ob da nicht auch ein Tumor dahinter steckt... Über eine OP hab ich natürlich nachgedacht, aber durch das Herzproblem hat mir die Tierärztin abgeraten, zumal der Tumor am Hals so tief drin sitzt, dass es da eh schwer wäre, den da raus zu bekommen...

    Würdet ihr ihn noch vermitteln? Ich bin da auch etwas speziell und würde ihn auch ungern an Leute geben, die ich überhaupt nicht kenne und wo ich keine Rückmeldung bekommen würde, wenn was mit ihm wäre... ich würde die Kosten natürlich weiter tragen und ich hätte ihn auch gern wieder, um ihn bei seinen Brüdern beerdigen zu können...

    Bin mir aber so unsicher... und dann sind gibt es da noch so was Lästiges, das man "Gefühle" nennt... sprich: ich hänge sehr an ihm :( Aber es ist auch nicht schön, dass er so allein ist... :(

    Was meint ihr?

    Liebe Grüße,

    Maren

  • Hallo Maren,

    eigentlich hast du dir deine Frage schon längst selbst beantwortet - dein Gefühl sagt dir eindeutig, ihn nicht abzugeben.

    Ein bisschen schlechtes Gewissen wird bleiben - es entspricht nicht der artgerechten Rattenhaltung mit mindestens 3 Tieren, die sonst ein Muss ist.

    Aber Bob ist ja nach deiner Beschreibung auch nicht mehr gesund und eine Inti würde ihm bestimmt mehr zu schaffen machen als nützen.

    Mir hat damals jemand hier im Forum in einer ähnlichen Situation einen Satz geschrieben, den ich bis heute nicht vergessen habe :

    "Er kennt dich und vertraut dir, hat dich gerne - man muss auch bedenken, dass man damit einem alten Tier das letzte nehmen würde, was vertraut und liebgewonnen ist."

  • Hallo Maren,

    ich könnte verstehen, wenn Du ihn nicht abgibst, das sage ich ganz ehrlich. Vor etwas über einem Jahr habe ich meine letzten beiden Rattenmädels auch abgegeben und es ist mir schon sehr schwer gefallen. Auch wenn sie bei einer Freundin und tollen Rattenhalterin einen sehr guten Platz bekommen haben.

    Dort war dann leider die letzte meiner Mädels ungeplant ebenfalls in hohem Alter kurzzeitig alleine, bevor sie verstarb. Sie erlebte aber noch die Anfänge der Inti mit den Buben, mit denen sie dann hätte zusammenleben sollen. Und obwohl sie alt und krank war, blühte sie bei diesen Inti-Treffen nochmal richtig auf.

    Das muss natürlich nicht so laufen und mit Sicherheit ist die Inti eines Vollbockes noch eine ganz andere Hausnummer.

    Aber wenn ich mich so in die hineinversetze kann ich Deine Gefühle gut verstehen. Eventuell würde ich mich in Deiner Situation auch dafür entscheiden, den Buben alleine zu lassen. Könntest Du Dir viel Zeit für ihn nehmen?

    Grüße!
    Steffi

  • Hallo Maren,

    ich denke, Opi hat es verdient, in seiner gewohnten Umgebung zu bleiben.

    Ich muss dabei an einen alten Menschen denken, für den es in der Regel lieber ist in seinem vertrauten Umfeld zu bleiben als sich in fremder Umgebung zu fremden Menschen einzugewöhnen. Vor allem, wenn er auch noch herzkrank ist. Auch wenn er keinen Artgenossen mehr bei sich hat, er hat den Schlafplatz, den er kennt und er hat dich, die er kennt. WEnn er es mag, verwöhne ihn durch Streicheleinheiten so oft du kannst.

    Liebe Grüße. Alienne

  • Hallo,

    ich würde so eine Entscheidung immer vom Gesundheitszustand und vom Charakter der Ratte abhängig machen.

    Aus der Ferne, ohne die Ratte zu kennen, würde ich da ehrlich gesagt keine Prognose abgeben wollen.

    Wobei bei Deinem Bob natürlich schon einige Krankheiten da sind.

    Als Beispiele hatte ich hier schon:

    Oma Greta, die mit knapp 2,5 Jahren als Einzelratte kam und sich nie in ein Rudel einfügte. Sie lebte letztlich dann im Auslauf und wurde jeden Abend vom Rudel besucht, das ging soweit (wobei Greta trotzdem nie viel Interesse an den Anderen zeige). Im Käfig verschanzte sie sich in einem Haus und rührte nichtmal Futter und Wasser an vor Angst (musste sie beim ersten Versuch eines Zusammenzugs dehydriert zum Not-TA fahren).

    Sie war sehr eigen und hätte sicher auch einzeln in ihrem alten Zuhause gut gelebt.

    Kürzlich Opa Chap, der mit über 2,5 Jahren herkam als letzter seines Rudels.

    Er konnte hier unkompliziert integriert werden und kuschelte dann hingebungsvoll mit einem seiner neuen Rudelmitglieder, stundenlang, bis er dann mit fast 3,5 Jahren starb.

  • Wenn er noch einigermaßen gesund und fit wäre, würde ich ihm auf jeden Fall eine Chance auf ein neues Rudelleben geben.

    Aber so wie du es beschreibst, vor allem mit dem Tumor am Hals und dem Herzen muss man ja leider damit rechnen, dass es jederzeit zu Ende gehen kann.
    Daher würde ich ihm den unter Umständen Wochenlang andauernden Integrations Stress und die neue Eingewöhnungsphase ersparen.

    Es ist traurig, aber wenn man realistisch ist, scheint die Wahrscheinlichkeit ja hoch, dass er sogar während einer Integration sterben könnte.

    Noch dazu würde es seine Zeit dauern, bis du ein passendes zu Hause für ihn gefunden hast. Wo du seinen Körper dann auch wieder bekommst. Das müsste dann ja auch in der Nähe sein usw.

    Es wäre aber natürlich super, wenn du dich viel mit ihm beschäftigen könntest, aber das wirst du sicherlich selbst wissen.

  • Hey,

    man liest ja gar nicht selten, dass reine Rentner-Integrationen ganz ruhig ablaufen sollen - und ich kenne alte Rattenherren, die bereits das ein oder andere Wehwehchen haben, auch nur als sehr sozial bei Integrationen.

    Wenn du merkst, dass Bob sich allein doch verändert, könntest du Augen und Ohren offen halten, ob es einen ähnlich alten Handicap-Herren gibt, der vielleicht irgendwo im Heim sitzt oder eben definitiv abgegeben werden soll. Dann könnten sich 2 einsame Nasen noch gegenseitig eine gemeinsame Zeit schenken.

    Natürlich bliebe der zeitnahe Verlust bei einem Rentner nicht aus (nicht alle sind kleine Opa Chaps), aber wenn Bob sich deutlich einsam fühlt und nicht in den nächsten Tagen über den Regenbogen wandert, muss das über den menschlichen Bedürfnissen stehen.

  • Hallo,

    erst mal danke für eure Meinungen! Es ist ja klar, dass ihr das nicht komplett überblicken könnt, weil ihr Bob nicht kennt, aber manchmal hilft es ja auch, nur darüber zu "sprechen".

    Bob ging es die letzte Woche ganz gut so allein. Ich habe auch im Auslauf "gelebt", immer wenn ich Zuhause war und wir haben zusammen gefrühstückt, Abendbrot gegessen und gekuschelt. Das ist alles sehr schön so und er genießt das auch, aber ich bin und bleibe natürlich keine Ratte.

    Deswegen werden hier wohl nun doch noch ein paar Senioren als Gesellschaft einziehen - den größten Gegenspieler in der Geschichte habe ich überzeugen können, dass das für alle Beteiligten das beste wäre. Ich werde mich dann mal auf die Suche begeben (Tipps könnt ihr natürlich gern per PN an mich richten ^^ ).

    LG
    Maren

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