Überlege, meine Ratten abzugeben

  • Hallo,

    ich habe seit gut acht Monaten vier Rattenjungs zu Hause - sie sind Brüder und jetzt knapp zehn Monate alt. Die vier sind super zahm und zutraulich, und mit der Kastration vor einem Monat haben sich auch die Aggressionsprobleme untereinander gelegt. Das Problem ist jetzt nur, dass ich seit einer Weile das Gefühl habe, mich nicht mehr ausreichend kümmern zu können, da es mir selbst schon länger psychisch nicht so gut geht und ich oft gerade so die Kraft habe, die Jungs zu füttern; Auslauf und Käfig putzen finden aber sehr unregelmäßig statt, und ich hab auch irgendwie nicht mehr die positiven Gefühle den vieren gegenüber wie früher... Ich fühle mich ziemlich schuldig deshalb und mache mir halt Gedanken, ob es nicht besser wäre, sie an jemanden abzugeben, der ihnen die Versorgung und Aufmerksamkeit geben kann, die sie verdienen. Bin aber sehr unsicher und würde mich über Ratschlag freuen.

    Danke - Ari

  • Hallo Ari,

    erstmal wünsche ich dir eine gute Besserung.

    Da du einige essentielle Sachen wie z.B. den Auslauf nicht mehr anbieten kannst kann es so nicht bleiben, da die Haltung sonst einfach nicht artgerecht ist.

    Wenn du nicht die Möglichkeit hast dir bei der Haltung helfen zu lassen (z.B. Familie) könntest du darüber nachdenken sie an jemanden aus deiner Nähe abzugeben. So könntest du in Kontakt bleiben und sie auch mal besuchen, falls du das möchtest (musst du natürlich nicht). Ich weiß von einer anderen Foren-Userin, die das genau so gehandhabt hat. Wäre das vielleicht eine Idee für dich?

    VG

    ~ Ano

  • Hallo Ari,

    gute Besserung auch von uns.

    Zusätzlich zu dem was Ano gesagt hat, wollte ich eigentlich nur folgendes erwähnen: Mir geht es gerade durch meine Ratten in dieser blöden Lockdown-Phase sehr viel besser. Einfach weil da noch fünf andere süße Fellpopos sind und man nicht allein ist / aufeinander hängt.

    Deine vier Bubis sind ja laut deiner Beschreibung bereits zahmgeknuddelt und haben dich lieb - wäre es für dich daher ohne sie eine Erleichterung oder klafft dann nachher ein Loch? Das kannst nur du beantworten.

    Berufsbedingt schaffe ich es selten mal nicht mit dem Auslauf, da lasse ich die Mädels dann alleine wuseln. Solange sie sich nicht verletzen können, sollte das auch mal OK sein.

    Käfig putzen müsstest du dann natürlich trotzdem einmal die Woche. Mit Teppich, finde ich, ist er schneller gemacht als mit Einstreu (was man eh nicht haben sollte).

    Liebe Grüße

    Ann-Ka

  • Anonymiss Da ich alleine wohne und meine Familie auch nicht so rattenaffin ist, dass jemand vorbeikommen und helfen würde, gibt es da nicht wirklich eine Möglichkeit. Ich grüble ja nun schon eine ganze Weile, auch in der Hoffnung, dass es mir in naher Zukunft besser geht und dann alles wieder läuft, aber ich weiß nicht, ob die Jungs unter dieser Ungewissheit und Instabilität weiter leiden müssen sollten... xharuhix Es fühlt sich irgendwie böse an, das so zu sagen, aber im Moment empfinde ich die Jungs hauptsächlich als Belastung - wahrscheinlich auch, weil mir immer mehr bewusst wird, dass ich ihnen nicht das gebe, was sie bräuchten. Sie im Auslauf alleine zu lassen, habe ich auch schon mal gemacht, aber ich hab halt nur das eine Zimmer, wo ich dann einen Bereich vorher immer abgrenzen muss, bevor sie überhaupt aus dem Käfig können. Einstreu hab ich nur in den Toiletten (die sie auch größtenteils brav benutzen), der Rest ist Handtücher mit Zeitung drüber. Also eigentlich sollte es alles nicht so aufwändig sein, aber ich schaffe es trotzdem nicht...

    Ich bin sehr zwiegespalten. Es wird irgendwie immer auf Schuldgefühle hinauslaufen, egal was ich entscheide. Und die Angst, sie an jemanden abzugeben, bei dem es ihnen dann aber nicht besser geht, ist auch ziemlich präsent.

  • Ich hätte sie sofort genommen, wenn ich nicht schon vier Weibchen hätte.

    Für mich sind die Tiere in dieser schwierigen Zeit ein Halt und Anker und Trost. Tiere sind in schweren Zeiten immer nettere Gefährten als Menschen. Sie quatschen nicht blöd und nehmen uns wie wir sind.

    Auch wenn ich keine Lust habe, mich mit reinzusetzen, baue ich den Auslauf jeden Tag auf und lasse die vier drin ihre Zeit vertreiben. Ich habe auch nur ein Zimmer. Das muss schon sein.

  • Zitat

    vor 41 Minuten schrieb oldpunkgirl: ein Halt und Anker und Trost. Tiere sind in schweren Zeiten immer nettere Gefährten als Menschen.

    Du sprichst mir aus der Seele.

    ari Ich verstehe, dann solltest du sie vielleicht wirklich in bessere Hände geben.

    Ratten leben ja nicht sonderlich lange - für uns sind ein paar Wochen unregelmäßiger Auslauf/dreckiger Käfig nur kurz, aber für eine Ratz ist es schnell mal 1/4-Leben. Und das ist einfach nicht artgerecht.

    Das mit der „Belastung“ hatte ich mal mit einer Reitbeteiligung und muss ganz ehrlich sagen: Sie zu verlassen war die beste Entscheidung für mich. Sich jeden Tag motivieren/aufraffen zu müssen, danach aber nicht glücklich zu sein, kostet einfach zu viel Energie.

    (Ich hab dann aber eine neue RB gefunden mit passenderen Konditionen)

    Du kannst unter Vermittlung ein Gesuch erstellen, vielleicht findet sich jemand in deiner Nähe.

    Wenn du sie in guten Händen wissen willst, würde ich von eBay Kleinanzeigen absehen.

    Alles Gute

    Ann-Ka

  • Zitat

    vor 19 Minuten schrieb xharuhix: Wenn du sie in guten Händen wissen willst, würde ich von eBay Kleinanzeigen absehen.

    Dem stimme ich grundlegend zu.

    Wenn man natürlich vor Ort besichtigen kann und die Person durch Gespräche kennenlernt und auch so einfach mal zu Besuch kommen kann ginge natürlich auch das.

    In beiden Fällen unbedingt an den Schutzvertrag denken!

    VG

    ~ Ano

  • Hallo ari,

    ich wünsche Dir ebenfalls alles Gute und hoffe, es geht Dir bald besser bzw. Du findest die Hilfe, die Du sicher brauchen könntest. Es kostet auch eine Menge Mut, sich einzugestehen, dass man sich mit der Tierhaltung überfordert sieht. Und Du machst Dir ja offenbar wirklich viele Gedanken um Deine Ratzen. Ich hoffe, es findet sich schnell eine gute Lösung und ein neues Zuhause für Deine Tiere.

    Viele Grüße

    Steffi

  • Hey

    Sicher eine sehr persönliche Frage, aber hast du professionelle Hilfe?

    Denn allein werden sich deine Gefühle und Gedanken nicht ändern, nur weil du die Jungs abgibst.

    Sprich mit einem Therapeuten darüber und entscheidet gemeinsam, ob es für dich besser ist, die Jungs abzugeben oder ob sie dir bei deinem Weg zurück helfen können. Wenn letzteres, dann sucht nach einer Lösung, wie sie nicht unter der vorübergehenden Situation leiden müssen. Das kann auch sein, dass du sie temporär in Pflege gibst, sie dort besuchst und dich dann auch um sie kümmerst. Klar, mit Corona alles nicht so einfach, aber es findet sich schon ein Weg ^^

  • Therapeut ist eine sehr gute Idee, ich glaube nicht, daß die Userin zu dieser Zeit einen finden wird. Es ist eh schon schwer genug und zu dieser Zeit so gut wie unmöglich.

    Ich würde Ari einerseits raten, die Jungs abzugeben, so schnell wie möglich. Einerseits, um die eigene Überforderung zu beenden. Andererseits, da Ratten nur so ein kurzes Leben haben und sie es vielleicht noch in ein gutes neues Zuhause schaffen.

    Andererseits würde ich Ari lieber raten, die Tiere zu behalten und sich mit der Situation zu arrangieren.

    Ich habe selbst Depressionen und habe viele Jahre Psychotherapie gemacht.

    ari, ein Therapeut würde dir vielleicht auch sagen: es gibt keinen Ausweg aus der Situation außer dein Denken zu ändern. Du fühlst dich hilflos, überfordert und als ob du nicht mehr kannst. Wir haben aber immer eine Wahl. Du könntest die Wahl treffen, deinen Job zu kündigen ... mit einem Zelt in den Wald zu ziehen ... oder sonstiges. Du triffst die Wahl, hier zu bleiben und dich weiter zu kümmern. Die Kleinen können dir so viel Kraft geben. Ihre Zuneigung, ihr zutrauliches Tier-Sein, warm in deiner Hand. Denk darüber nach. Wenn sie weg sind, ist es noch leerer.

  • Hallo

    ich vermute, dass bei mir psychisch auch was nicht in Ordnung ist, war aber noch nicht beim Arzt deswegen. Auslauf gibt es hier natürlich trotzdem jeden Tag. Ich muss sagen, dass mir meine Ratten auch sehr viel geben, auch wenn ich im Moment drei nervtötende Zicken dabei habe. Aber ohne meine kleinen Lieblinge käme mir alles irgendwie noch viel trostloser vor. Zum Käfigputz kann ich mich aber auch nur ganz schwer aufraffen und schiebe es gerne bzw. eher mit schlechtem Gewissen vor mir her. Ich mach es dann so, dass ich die Käfige (hab gerade zwei Gruppen) nie komplett putze. Stattdessen nehme ich mir an verschiedenen Tagen nur einzelne Teilbereiche vor. Dann ist man schneller fertig und kann sich noch im Auslauf mit dazu setzen. Für andere ist eine wöchentliche Käfigreinigung vielleicht kein großes Ding. Aber mir geht das nicht so schnell von der Hand und es stresst mich. Jeden Tag ein bisschen zu machen ist für mich erträglicher als der Gedanke an eine fällige Großputzaktion.

  • Ich bin Borderliner habe auch immer wider Depressive Perioden. Ich hatte das gleiche mit meinen zwei Katzen. Ich hab sie in guten Händen weiter weitervermittelt mit dem örtlichen TH damals.

    Es tat verdammt weh am Anfang aber zu wissen das sie in guten Händen sind hat mich sehr getröstet.

  • Danke für all eure Antworten und den Input.

    Nachdem meine Therapie letztes Jahr ausgelaufen ist, habe ich bis jetzt noch keinen neuen Menschen gefunden. Die meisten setzen einen nicht mal auf Wartelisten, weil sie so hoffnungslos überlastet sind. Ich hab jetzt die letzte Nacht im Krankenhaus verbracht zur Krisenintervention; und ich glaube, diese Art von Instabilität inklusive Konsequenzen sollten die Jungs nicht aushalten müssen... Dementsprechend befinde ich mich schon sehr nah an der Entscheidung, ein neues Zuhause für die vier zu suchen. Aber leicht fällt es mir nicht.

  • Ari, wenn es so ernst ist, solltest du die Tierchen wirklich weggeben. Du kannst diese Verantwortung in so einem Zustand nicht übernehmen. Ich fände es sehr verantwortungsbewusst, wenn du sie in ein neues Zuhause gibst. Das ist in dem Moment wirklich das Richtige, auch wenn es dir schwer fällt.

    Ich hätte sie sehr gern genommen, leider hab ich schon 4 Weibchen und keinen Platz für noch mehr in meiner Einzimmerwohnung.

    Ich meine, du könntest sie hier in das Vermittlungsforum setzen.

    Viel Glück!!!

  • ari Ich möchte dir auf diesem Wege nochmal alles Gute wünschen.

    Ich bin mir sicher, dass du am besten weißt, was für die Nasen am Besten ist.

    Du brauchst keine Schuldgefühle haben, ich bin sicher du tust das Richtige. Das, was für alle das Beste ist.

    Solltest du andere Fragen oder Anliegen haben, dann stehen wir dir natürlich zur Seite.

    Viele Grüße,

    ~ Ano

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