Hallo,
ich komme aus der Frettchenwelt und habe (noch?) keine Ratten, informiere mich aber schon fleißig. (Daher auch meine etwas komischen Fragen.) Frettchen, Katzen und meine Hündin werden bei mir ausschließlich roh ernährt. Meine Fütterungsart nennt sich „PMR“ (Prey Model Raw), was eigentlich in meinen Augen „BARF ohne Gemüse“ ist. Im Klartext heißt das, dass ich ohne Supplemente, ohne Nährwerttabellen, Pulverchen, Ölen, etc. füttere. Muskelfleisch, Innereien und Knochen stehen in einem bestimmten Verhältnis und werden abwechslungsreich (man sagt, mindestens 3 Proteinquellen) gefüttert. Futtertiere stehen hier auch auf dem Speiseplan.
Warum reite ich so auf meiner Fleischfresserernährung herum, wenn es für die Rattenernährung völlig irrelevant ist?
Die Berechnung des Rattenfutters mit Nährwerttabellen, etc. erinnert mich stark an das BARFen mit Supplementen, welches auf der Annahme beruht, dass das Tier jeden Tag die gleiche Menge an Nährstoffen zugeführt bekommen muss und die Speicher stets voll sein müssen. Das ist meiner Meinung nach falsch. Selbstverständlich sollten die Tiere über den Zeitraum von einer Woche alle Nährstoffe erhalten, klar. Aber nicht auf Gramm genau berechnet und vor allem nicht täglich.
Zurück zu den Ratten. Körnerfutter (ich hasse den Begriff „Trockenfutter“) gilt als ausgewogen, wenn ich das richtig verstanden habe. Dann müsste theoretisch auch das Frischfutter mit in die Berechnungen miteinbezogen werden. Denn wenn Körnerfutter ausgewogen ist und eine Ratte nur Äpfel frisst (übertrieben gesagt), bekommt sie trotzdem mit der Zeit Mangel- und Überdosierungserscheinungen, weil der Apfel eben nicht ausgewogen ist. Zumal ich nicht beurteilen kann, ob jede Ratte alles frisst.
Ich habe die Makronährstoffe von Tanjas Futter (Tanjas Selbstmischfutter) nochmal neu berechnet und bin zu anderen Ergebnissen gekommen:
Eiweiß: 16,58 %
Fett: 10,6 %
Kohlehydrate: 50,7 %
Ballaststoffe: 8,25 %
zum Vergleich: Protein 12,5 g; Fett 8,8 g; Kohlenhydrate 55,3 g; davon Zucker 4,9 g; Ballaststoffe 11,0 g;
Es scheint also auch Unterschiede im Nährstoffgehalt der einzelnen Futterkomponenten zu geben.
und hier (https://farbratten.com/ratten-ernaehrung/) steht:
ZitatZitat
50-60 % Kohlehydrate
15-20% Proteine
8-10% Rohfaser
2-5 % Fette
Es stellt sich mir die Frage, ob Rattenfutter 13 oder mehr verschiedene Komponenten benötigt. Es ist mir natürlich klar, dass ich eine Ratte niemals so füttern kann wie eine Katze zum Beispiel. Trotzdem irritiert mich die Vielzahl an Komponenten.
Auf https://farbratten.com/rattenfutter-selbst-mischen/ habe ich ein Rezept gefunden, dass die Ratte folgende Makronährstoffe braucht:
ZitatZitat
80-90 % Getreide / mehlige Saat
5-10 % Trockengemüse, Kräuter, Blätter, Blüten
4-8 % Ölhaltige Saat
Unter 2 % tierische Eiweiße
Ich gehe davon aus, dass die Ratte Gemüse, Kräuter, Blätter, Blüten und tierisches Eiweiß nicht mit dem Körnerfutter bekommt, das Körnerfutter, bestehend aus Getreide / mehliger Saat und ölhaltiger Saat sieht dann so aus:
95-99% Getreide / mehlige Saat
5-9% Ölhaltige Saat
Nach all dem Geschreibsel mal zu meinen Fragen:
1. Braucht die Ratte wirklich ein ultraausgewogenes Futter, wenn doch regelmäßig Frischfutter gefüttert wird? Wenn ja, dann bitte mit Begründung. Beim Fleischfresser gehe ich davon aus, dass die Mineralstofflieferanten vor allem die Knochen sind, Vitaminlieferanten sind vor allem Innereien. (Taurinlieferant ist Muskelfleisch) Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Umstand bei den Ratten etwas schwieriger ist?
2. Gibt es ein Minimum an Getreidesorten/Ölsaaten, die im Futter enthalten sein sollen (bei Fleischfressern sagt man mindestens 3 verschiedene Quellen – bei mir sind es bis zu 7)
3. Kann ich das Futter nach 50-60 % Kohlehydrate, 15-20% Proteine, 8-10% Rohfaser, 2-5% Fette mischen, wenn ich auf Abwechslung achte? Wenn ja, wie ist „Abwechslung“ definiert?
4. Ich habe mich als Pflegestelle beworben. Welches Futter die Ratten bekommen haben, weiß ich also nie. Wie „leicht“ lassen sich Ratten umstellen? Auch bei Ratten gibt es wahrscheinlich die „Futterprägephase“. Weiß jemand, wie lange die dauert? Bei Fleischfressern (also nicht nur Katze, Frettchen, Hund, auch Iltis, Wildkatze, etc.) beträgt sie 6 Monate. (Wann gilt eine Ratte eigentlich als erwachsen?)
Liebe Grüße
Winterfrost