Möglicherweise HalbWilde Mädels bekommen

  • Moin moin, ich bin ganz frisch hier im Forum und suche Rat.

    Nach langer Haltungspause hab ich mich Herbst letzten Jahres entschieden wieder Ratten auf zu nehmen. Die Bedingungen waren soweit gut.

    Vorher hatte ich mich nie mit HalbWilden beschäftigt und daher kam es mir nicht komisch vor. Das der ganze Wurf einer Husky-Mama dunkel braun war. Drei der im Auslauf mit einem Feriengast (Männchen zur Urlaubspflege im selben Auslauf... ) entstandenen Mädels fanden ihren Weg zu mir Anfang Oktober geboren, zogen sie Mitte November bei mir ein.

    Ein bißchen temperamentvoll mit Neigung zum Zwicken und recht schreckhaft, fand ich für Mädchen auch nicht so wild.

    Am Anfang ließen sich alle drei durch s Gitter und eine auch aus der Hand füttern.

    Nach einem Monat gab's eine kleine Reise und sie wohnten kurz bei meiner Freundin. Natürlich war der Käfig vorbereitet mit Dingen die sie schon markiert hatten...

    und nun werden sie immer weniger zahm und schreckhafter. Lassen sich nicht mehr anfassen. Zwei beißen wenn man sie lässt.

    Natürlich versuche ich sie jetzt nicht mehr an zu fassen.

    im Auslauf verstecken sie sich meist erstmal für ne halbe Stunde und Schrecken sofort zurück, wenn sich jemand bewegt.

    Auch im Käfig verstecken sie sich sofort, selbst wenn man sich langsam und sanft sprechend nähert.

    Das ist so garnicht was ich von Ratten kenne.

    Habe ich etwas furchtbar falsch gemacht oder sind es wohl möglich einfach Halbwilde oder Viertelwilde?

    Achja, natürlich markieren sie sehr doll.

    Wichtige Frage

    Was kann ich für und oder mit den Mädels machen? Ich will ja nicht, dass sie ständig Bammel haben müssen.

  • Jap, das sind HaWis. Ich habe 5 davon und berichte in meinem Tagebuch "Die Celler Naseweisinnen" über sie. Meine Mädels sind genauso scheu. Um jetzt mal ganz ehrlich zu sein: Ich akzeptiere das! Sie müssen nicht schmusig sein. Klar wünsche ich mir, dass sie etwas weniger schreckhaft werden, aber das braucht Geduld!

    Was du machen kannst: Dich im abgedunkelten Auslauf ganz still dazu setzen. Wenn du sie siehst, leise mit ihnen sprechen. Sie werden sich an deine Anwesenheit gewöhnen, aber zahm werden sie bestimmt nicht, das wirst Du akzeptieren müssen. Wenn du sie so akzeptierst, wie sie nunmal sind, dann wirst Du auch deine Freude an ihnen haben.

    Da sich eine ja schon mal aus der Hand füttern ließ, hast Du eine bessere Ausgangslage als ich: meine Mädels sind schon über 1 Jahr alt und wuchsen im Tierheim auf, wo man sich nicht mit ihnen befasst hat. Die kennen die Anwesenheit von Menschen nicht. Von daher: setz dich am besten mit Leckerli in den möglichst abgedunkelten Auslauf und hab Geduld! Du wirst schnell feststellen, dass sie sich entspannen.

  • Moin Schoggi, vielen Dank für Deine Antwort.

    Vieles von dem was Du im Tagebuch beschreibst trifft auf meine Mädels auch zu. Zwei haben auch weiße Schwanzspitzen. Sie bauen aber eher Barrikaden als nächsten und raspeln ordentlich am Holz. Im Dunkel oder Halbdunkel fühlen sie sich sehr wohl. Still sitzen und riesige Augen machen ist auch eine typische Reaktion auf unklare Situationen.

    Achja und sie klettern sehr sehr mutig.

    Morgens werde ich immerhin mittlerweile von zweien begrüßt, die ich nach Mehlwürmern betteln.

    Nachdem ich neulich einen Biss (mit Sprung und Kampfschrei) kassiert habe, als ich unvorsichtig mit der Hand war, warte ich noch etwas mit aus der Hand füttern.

    Zwei sind recht vorsichtig (die mit den weißen Schwanz Spitzen), aber die dritte macht keine Gefangenen.

  • Ich muss sagen, die HaWis scheinen für die WohnzimmerHaltung sehr schwierig zu sein. Sie bleiben sehr scheu, lassen sich nur selten durch s Gitter und garnicht aus der Hand füttern. Da hab ich keine Eitelkeiten. Sorgen macht mir aber, dass sie immernoch sehr schnell Schutz suchen, wenn sich was bewegt. Im Auslauf ist das ähnlich. Auch im Halbdunkel. Ich baue gerade eine zwei Voliere mit Übergang, aber ob sie das insgesamt glücklicher macht, bezweifle ich.

    Auch zweifle ich an meinen Möglichkeiten, da mehr zu erreichen. Kurz nach dem sie zu mir kamen, hatte ich n neurologischen crash (unklarer Ursache). Glücklicherweise waren sie in der Zeit versorgt.

    Gibt es irgendwen mit Möglichkeiten solche kleinen Räuberienchen besser zu halten?

    Ich frag sowas sehr ungern, aber ich möchte halt, dass sie möglichst angstfrei und artgerecht leben können.

  • Hast Du die Möglichkeit, sie in einem separaten Raum zu halten? So halte ich es nämlich. Dadurch sind sie entspannter.

    Bei mir haben sie einen kompletten eigenen Raum, rattensicher eingerichtet.

    Diese Möglichkeit hat natürlich nicht jeder. Aber vielleicht wäre es noch eine Überlegung, sie in einem Raum unterzubringen, wo du dich nicht ständig aufhältst? Weiß ja nicht, wie groß deine Wohnung ist.

  • Also, dass wilde Ratten oder solche mit Wildanteil nie zahm werden, stimmt nicht. Wobei ich nicht weiß, ob die richtig zahmen vielleicht Ausnahmen sind. Ich kenne jedoch Leute, die gesichert Wilde/Hawis hatten, die super zahm waren.

    Anfang letzten Jahres habe ich zwei Agouti aus einem Tierheim geholt, wo für mich auch die Frage im Raum stand, ob da was Wildes drinnen ist. Zum einen haben/hatten sie auffällig dunkle Fußsohlen (so violett), zum anderen war ihr Verhalten auffällig. Die Geschichte über ihre Herkunft war auch gelinde gesagt merkwürdig.

    Eine der beiden war nicht ganz so extrem scheu, die andere hat anfangs kein Essen aus meiner Hand genommen. Aber wenn ich in der Nähe ihres Käfigs war, ist sie fauchend ans Gitter gesprungen.

    Wenn sie aus dem Intikäfig raus sind, haben sie nur im Bücherregal gelebt. Sie sind ,wie hier geschrieben wurde, wie Geckos die glatten Regalwände hochgeklettert. Damit sie nicht ungefedert herunterfallen, habe ich aus Pappe so etwas wie eine Wand gebaut und davor geklebt.

    Eine hat auch mal versucht, in die Wand einen richtigen Gang zu buddeln, doch glücklicherweise besteht die Füllung der Wände aus so einer Art Sand, sonst wär die bestimmt in ihrem Bau in der Wand verschwunden.

    Dann lebten sie mit einem Kastraten zusammen und wurden etwas "normaler", wobei Fauchi zeitlebens eine Revierbeißerin blieb.

    Nachdem der Kastrat verstorben war und sie erst mal wiede nur zu zweit, hatte ich den Eindruck, dass sie wieder verwildern. Sie haben auch ganz agressiv darauf reagiert, dass ich nach den anderen Ratten gerochen habe. Ehrlich gesagt, war es in der Zeit für mich sehr ungemütlich, mit ihnen zusammen in einem Raum zu sein. Aber im Kontakt mit den anderen wurde ihr Verhalten wieder besser.

    Fauchi ist dann ja leider ziemlich plötzlich neurologisch sehr krank geworden und musste eingeschläfert werden. Die andere lebt nun mit drei sehr anhänglichen Farbratten zusammen und ist mittlerweile eine ganz normale Ratte. Nur in manchen Situationen ist es komplizierter mit ihr, zB beim Tierarzt. Das mag ja keiner, aber die ist so flink. Meine Tierärztin schafft es kaum, sie festzuhalten. Nur. wenn ich sie halte, geht es. Untersuchungen kann man da fast vergessen. Verglichen mit den anderen 3 hat sie in manchen Situationen dann doch wohl einen größeren Fluchtreflex. Das kann aber natürlich auch individuell am Charakter liegen.

    Wie gesagt, ich weiß ja nicht, ob wirklich was Wildes drin ist.


    Was ich dir empfehlen würde:

    1. dicke Handschuhe im Baumarkt zu kaufen, um keine Angst vor dem Kontakt mit den Beißern haben zu müssen

    2. sehr zahme Farbis als Gesellschaft und Vorbild. Allerdings könnte die Inti für dich schwierig werden oder?

  • Hi! Bei bissigen Ratten empfehle ich stichfeste Kettenhandschuhe unter Gartenhandschuhen.

    Und weil ich bislang nur einmal Erfahrung mit einer bissigen Ratte machen durfte und vielleicht etwas nachfühle, was du empfindest, traust du dir das zu mit den HaWis? Ich weiß, dass ich vor den Kettenhandschuhen gezweifelt habe, ob ich den Knirps behalten will. Ich hatte das Glück, dass er über die Monate zahmer wurde, aber er war definitiv kein HaWi.

    Das mit deinem neurologischen Crash klingt schlimm, ich hoffe, es geht dir wieder besser.

    Daumen sind gedrückt für dich und die Mädels.

  • Zitat

    " Also, dass wilde Ratten oder solche mit Wildanteil nie zahm werden, stimmt nicht. Wobei ich nicht weiß, ob die richtig zahmen vielleicht Ausnahmen sind."

    Kommt sicher darauf an, in welchem Alter man die Tiere bekommt. Je jünger, desto einfacher ist es, sie auf den Menschen zu prägen. Ich hatte mal HaWis, die bei mir geboren wurden, die waren mega lieb und anhänglich. Meine jetzigen Mädels sind ohne Menschenbezug mehr als 1 Jahr im Tierheim aufgewachsen - ich freue mich über jeden Moment, den sie NICHT vor mir erschrecken.

  • Moin moin und vielen Dank für Eure lieben und sehr informativen Antworten.

    Leider hab ich nicht die Möglichkeit, sie in einem separaten Raum unter zu bringen. Ich habe einen Raum in dem ich schlafe und einen in dem sich alles andere abspielt.

    Ich habe ein paar Schweißerhandschuhe, mit denen kann eigentlich nichts passieren. Davon ab, dass die Tierchen den Eindruck machen, es geht ihnen ans Leben was ich ihnen gerne erspare.

    Sie kamen tatsächlich recht jung zu mir, aber aus einem großen Gewusel in einem eher mittelgroßen Käfig.

    Die Mama war zutraulich

    Ich hab 3 mitgenommen, weil das meine gefühlte Kapazität war, zu der Zeit.

    Einen Kastraten dazu zu nehmen, hab ich auch überlegt, aber dann hab ich ja auch noch n Kastraten, um den ich mir Gedanken machen muss, wenn das nicht klappt.

    Um ganz ehrlich zu sein, traue ich es mir gerade überhaupt nicht zu und bin ganz schön verzweifelt.

    Ich kriege sie versorgt, dass ist nicht die Frage. Aber gäbe es wen, der/die ihnen gerechter werden kann, würde mich (und die Tierchen) das sicher sehr entspannen.

    Es macht halt schon n schlechtes Gewissen, wenn sie sich sofort verkrümelt, wenn sich was nähert.

  • Hey

    es gibt sicherlich Personen, die Erfahrung mit HaWis haben. Ich würde an deiner Stelle eine Notrattenhilfe kontaktieren. Die haben meistens die Kontakte, auch zu HaWi erfahrenen Pflegestellen. Wo kommst du denn her?

    Beste Grüße

  • Bitte mach dir kein schlechtes Gewissen, wenn du dich überfordert fühlst. Denke einfach daran, was sich für die Mädels und dich am Besten anfühlt. Wie Ano schreibt, gibt es erfahrene Pflegestellen, an die du dich wenden kannst. Alles Gute für euch!

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