Hallo,
was ich hier immer wieder rauslese, ist ein Infragestellen von Überzeugungen, wenn man diese scheinbar nur inkonsequent lebt?
Ein Ratten-Notfallvermittler, der Discount-Fleisch kauft, kann meiner Meinung nach trotzdem - in Bezug auf Ratten - eine strenge Einstellung bzgl. Tierschutz haben, das ist zwar (natürlich) widersprüchlich, aber ich finde es legitim.
Warum? Weil zum Einen jeder andere Prioritäten hat, wie schon geschrieben wurde. Zum Anderen ist auch jeder unterschiedlich weit in seiner Bereitschaft/Fähigkeit, noch mehr zu tun.
Meiner Ansicht nach kann man sich den Natur-, Umwelt- und Tierschutz wie ein großes Puzzle vorstellen. Wo der eine nur Bio-Äpfel kauft und Dinkelkekse selbst backt, kümmert sich der nächste um Kinder in Not, ein ander demonstriert leidenschaftlich gegens Robbenschlachten und wieder der nächste ist ein strenger Veganer. Und noch ein anderer vermittelt eben Notfallratten.
Das sind doch alles nur Teilaspekte und ich finde ich gut, wenn jeder für 'seinen' Teil, für den er sich entschieden hat, kämpft. Dazu muss man nicht die 'radikale' Meinung auch auf die anderen Bereiche ausweiten, komplett geht das auch gar nicht.
Einem nicht-vegetarisch lebenden Zooladen-Verweigerer Doppelmoral vorzuwerfen, finde ich von daher unangebracht, denn widersprüchlich sind wir doch alle in unserem Tun und Kompromisse (auch faule) müssen wir immer eingehen.
Ab wann sind wir denn komplett und perfekt genug, um den Mund aufmachen zu dürfen? Wenn wir streng vegan leben, alle Haustiere vegan ernährt werden, wir nur Bio-Lebensmittel aus regionalem Anbau zur passenden Saison kaufen, bei exotischeren Waren streng auf FairTrade achten, nur Baumwolle tragen, kein Auto fahren und keine eigenen Kinder kriegen?
Solange das alles nicht erfüllt ist (und selbst an dieser Aufzählung hätte mancher hardcore Gutmensch noch zu meckern), ist doch jeder Tier- und Naturschützer ein Doppelmoralist...?
Es würde für mich an dem Punkt aufhören, an dem der Widerspruch zu extrem wird, also z.B. ein Notfallvermittler selbst im Zooladen Tiere kauft. Oder ein Vegetarier im Schlachthaus arbeitet. Oder einer, der Umweltschutz propagiert, sich die neueste Spritschleuder kauft.
Aber ein Rattennotfallvermittler, der Zooläden vehement ablehnt und sich für den Schutz von Notfallratten aufopfert, macht dies doch nicht schlechter oder inkonsequenter, wenn er Fleisch isst? Und er hat auch nicht weniger die Berechtigung, auf Zooläden und Züchter zu schimpfen.
Dieses themenübergreifende "Wenn Du sowas sagst, dann musst Du auch soundso..." ist doch nichts anderes als eine Kontrolle auf die eigene Konsequenz - die genau was bringen soll?
Genau deshalb hatte ich gebeten, den ganzen Vegetarier-Kram da rauszulassen. Da ich auch schon gefragt wurde: Ich bin selbst Vegetarier, ja - aber dadurch fühl ich mich nicht 'berechtigter', den Mund aufzumachen und Tierschutz zu propagieren, und es ist auch nichts, was ich voller Arroganz und mit Grinsesmiley hier hinschreiben muss - im Grunde ist das auch völlig unwichtig in dieser Diskussion, was die einzelnen Leute hier essen, das ist ein ganz anderes Thema.
LG