Huhu,
Und ich dachte immer, das ich lange Texte schreibe
Also erstmal finde ich es super, das es hier Leute gibt mit denen man über dieses Thema diskutieren kann. Das ist in anderen Foren ja nicht so oft der Fall. Da werden die User gleich in der Luft zerrissen und wie das irgendeinem Tier dann helfen soll bleibt mir schleierhaft.
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Unterschätze nicht, wie sehr eine Ratte von den Erfahrungen, die sie in den ersten 5-6 Lebenswochen macht (das ist ja oft das Alter, in dem Zooladentiere dann verkauft werden), geprägt wird.
Es ist ein komplett anderes Beispiel, aber ich habe hier Halbwilde. Mamas ausgesetzt, mit wilden Böcken gepaart und sie haben draußen ihren Nachwuchs bekommen. Die Babys waren 5-6 Wochen alt, als sie eingefangen wurden und das erste Mal mit Menschen in Kontakt kamen.
Zum Vergleich habe ich hier auch Halbwilde, die in Menschenhand geboren wurden, also Menschen von Anfang an kannten (also nur positiv kannten, nie schlechte Erfahrungen gemacht hatten).
Ich kann Dir sagen, dass die Ratten, die ihre ersten 5-6 Wochen draußen verbrachten, sehr viel scheuer waren/sind und sehr viel länger brauchten, bis sie wenigstens ein bisschen auf den Menschen zugingen, wie die anderen.
Ich habe in diese Richtung leider selbst keine Beispiele von Farbratten (aber vielleicht andere User?), gehe aber schon davon aus, dass gerade die Phase innerhalb der ersten 5-6 Wochen enorm wichtig ist für das spätere Verhältnis zum Menschen und die Charakterentwicklung in Bezug auf den Menschen.
Man sagt auch nicht umsonst, dass man Rattenbabys anfangen soll an den Menschen zu gewöhnen, solange sie die Augen noch zu haben, also sehr früh, und dass es später schwieriger wird, sie zu zähmen.
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Da hast du 100% Recht! Umso jünger sie sind umso Menschenbezogener bekommt man sie.
Ich hab letztens im Fernsehen einen Bericht über Riesenhamsterratten gesehen, die sind nur bis zur 6. Woche wirklich prägbar. Das wird bei unseren Tierchen sicher nicht viel anders sein.
Ich übernehme mal den Part des anderen Users und bringe ein paar Beispiele von Farbratten.
Die ersten Ratten die ich hatte,wurden von ihrem Menschen ständig geknuddelt und waren total zahm. Der eine war eigentlich nie im Käfig. Er sass immer auf der Couch und hat darauf gewartet das irgendwas menschliches in seine Nähe kam.Dann ist er zu ihm gekrabbelt hat sich auf den Schoss gelegt und Streicheleinheiten verlangt.
Der nächste Wurf, von derselben Person, wurde überhaupt nicht beachtet. Als die Geburt unmittelbar bevorstand ist sie 2 Wochen in Urlaub geflogen und die Tiere wurden notdürftig versorgt. Sie waren wesentlich scheuer, 2 von den 4 die bei mir geblieben sind, haben sich so gut wie nie anfassen lassen.
Ich muss allerdings auch dazu sagen, das ich mich nicht so sehr darum bemüht habe eine Bindung aufzubauen. Erstens hatte ich sie ja nur aufgenommen um sie zu vermitteln und zweitens hatte ich damals kaum Ahnung von Ratten.
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Ich stand auch vor ca. 2-3 Monaten in einem Zooladen und in einem Aqua saß ein einsames, kleines Rattenweibchen, eine wunderschöne Black hooded (und für Black hoodeds hab ich eh neben allem, was Agout ist, eine Schwäche). Sie kuschelte sich in ein Versteck aus ein paar Backsteinen, weil sonst keiner mehr zum kuscheln da war.
Ich habe die kleine Maus lange und traurig angeschaut. Mir gingen auch Gedanken durch den Kopf wie "Die sitzt da so alleine und ist "ein gefundenes Fressen" für jemanden, der sich nur eine Ratte kaufen will. Selbst wenn jetzt ein Käufer mehrere Rattenweibchen will und sie sitzt da so alleine, nimmt er womöglichnur sie mit und dann bleibt sie ihr Leben lang alleine". Dann bin ich aber doch gegangen, habe aber noch lange an sie gedacht.
Respekt, ich glaube da geht bei mir noch eine gewisse Zeit ins Land, bevor ich das hinbekomme!Ich habs bei der letzten versucht und bin noch einen Kaffee trinken gegangen, hab lange überlegt und mir einzureden versucht, das ich sie da lasse. Aber ich hab es einfach nicht übers Herz gebracht.
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Hier würde ich sagen: Einmal Glück und einmal Pech gehabt. Oder glaubst Du wirklich, es hätte nicht genausogut anders herum sein können?
Außerdem stellt sich mir dann die Frage, wo Du die beiden Notfellchen genau her hattest und wie genau Du Dich vorher über sie informiert hast. Denn es ist dabei natürlich ein Unterschied, ob sie aus einem TH, von einem ordentlichen Vermittler oder aus einer privaten Kleinanzeige von Person xy stammen. Dass Person xy manchmal nicht besser ist als ein Zooladen, was die Ehrlichkeit angeht (womit ich keineswegs alle Kleinanzeigen über einen Kamm scheren möchte!), kommt nunmal auch mal vor. Sie will die Tiere vielleicht loswerden, weil sie mit ihnen beim Zähmen irgendwann Mist gebaut hat und sie nun nicht mehr zahm bekommt oder sie krank sind.
Nicht jeder ist dann so verantwortungsvoll, den zukünftigen Übernehmer darauf hinzuweisen (weil er sie logischerweise dann nicht oder zumindest nicht so schnell losbekommt).
Wichtig bei der Rattensuche ist immer, dass man sich selbst erstmal klar ist, was man will: Welches Geschlecht man aufnehmen kann, ist meist klar, aber dann folgt die Frage, ob einem das Alter der Ratten wichtig ist, der Charakter oder ob man noch auf äußere Merkmale schaut (Farbe oder evtl. Behinderungen).
Ich denke, man kann sich hinterher nur darüber "beschweren", dass die Ratten, die man aufgenommen hat scheu oder sonstwas sind, wenn man das alles vorher nicht klar für sich definiert hat bei der Rattensuche (und hier kann nur Suche stehen, weil es natürlich auch den anderen Fall gibt, dass die Ratten quasi von alleine zu einem kommen oder einem Ratzen im TH leid tun und man die einfach mitnimmt und dann liegt der Fall natürlich anders).
Die hatte ich über ein Rattenforum. Ein Notfallvermittler wurde von der Besitzerin kontaktiert. Die Tiere waren 6 Monate alt, wurden aus Zeitmangel abgegeben und waren noch nicht ganz zahm. Was aber eine Untertreibung war. Dori hat jedesmal tot gespielt, wenn ich in ihre Nähe kam. Aber das spielt für mich eigentlich garkeine Rolle. Ich muss nicht nur Kuscheltiere haben.
Ich wollte nur nochmal darauf hinweisen, das Notfelle nicht zwangsläufig zutraulich sind. Sondern mitunter sogar noch schwieriger zu handhaben sind als Zooladentiere.
Was ja eigentlich auch kein Wunder ist, wenn man sich überlegt was manche dieser Tiere schon alles erlebt haben. In einem Makrolonkäfig geboren und aufgewachsen, dann mit der Post in irgendeinen Zooladen verschickt. Grelles Licht, viel Lärm, viele Hände die nach Schlange oder anderen Reptilien riechen. Dann von irgendwem von seinen Geschwistern getrennt, in einen Hamsterkäfig gesteckt. Aus irgendeinem Grund dann wieder aus dem Knast raus in eine Pappschachtel und irgendwo abgestellt. Wieder viele Hände die nach Katze riechen...
Das ist jetzt wieder ein Punkt für den Zooladen, dem Tier was ich gekauft habe bleibt das erspart!
Funktioniert aber nur wenn ich das Tier als Individuum sehe und für mich entscheide, das es vertretbar ist, dieses Tier zu "retten" aber dafür das nächste der selben Prozedur auszusetzen.
Deswegen habe ich ja die Hoffnung, das es bald ein Gesetz gegen den Verkauf von lebenden Tieren in Zooläden gibt. Genauso wie ein Gesetz gegen Einzelhaltung von Rudeltieren!
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Wie der rechtliche Hintergrund dazu aussieht, weiß ich zumindest im Moment nicht sicher auswendig. Aber mit etwas Recherche müsste sich da sicher diesbezüglich ein Gesetzestext finden lassen, was zutrifft.
Und hier jetzt bitte aufpassen, dass keine Diskussion über Futtertiere, Verfütterung und dergleichen angefangen wird. Wir diskutieren hier schließlich gerade so schön das Pro und Contra von Zooladenkäufen.
Ne, darüber wollte ich garnicht diskutieren, das war nur eine Randbemerkung, weil irgendwer geschrieben hatte, das in einem Zooladen Futtertiere angeboten werden.
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Ares:
Da hast Du falsche Schlussfolgerungen gezogen.
Das kann man grundsätzlich auch nicht verallgemeinern - ebensowenig wie die Charakterfrage.
Zooladentiere können sowohl lieb und aufgeschlossen als auch scheu und bissig sein. Sie können sowohl kerngesund und fit als auch vermilbt und halbtot sein. Man kann 100 Weibchen kaufen und keine ist trächtig oder man hat Pech und das erste gekaufte Mädel bringt gleich Babys mit oder man bekommt ein Pärchen, usw.
Das alles hängt zum Teil von ihrer Herkunft ab und wie die Haltung im Laden ist, hat aber auch viel mit Glück/Pech und Zufall zu tun, man greift nun einmal in die Überraschungskiste.
Für Notfellchen gilt auch, dass das völlig unterschiedliche Tiere sind: Je nachdem, wo sie herkommen, was sie erlebt haben, etc. können sie zahm und freundlich sein, ängstlich und schüchtern, gesund oder krank, jung oder alt, usw.
Das "Argument", Zooladentiere seien immer krank, stimmt so nicht. (Andersherum stimmt auch das Lieblings-Argument der Züchter nicht, Notfalltiere seien immer vermilbt und bissig.)
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Ne, ich hab das schon richtig interpretiert. Denn genau das was du sagst, sage ich ja auch!
Mich stört es nur, das es immer wieder diese 2 Argumente sind die angeführt werden, die aber wie du ja selbst geschrieben hast nicht zutreffen.
Diese Argumente führen auch zu, für mich, kuriosen Beiträgen bzw. Fragen a la: Meine Ratte ist bissig und aus dem Zooladen.
Oder User antworten auf Beiträge mit Fragen zur Bissigkeit mit: ist sie aus dem Zooladen, dann ist das normal....
Es kann ja sein, das das in einigen Fällen in direktem Zusammenhang steht aber genausogut kann es sein, das die Ratte schläft und der Halter sie gerade dann zum kuscheln rausnehmen will.
Solche Beiträge gibt es auch bei Gesundheitsfragen immer mal wieder.
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Hier besteht der Unterschied darin, dass die Überraschung meist nicht so groß ist, denn in ordentlichen Tierheimen oder bei verantwortungsbewussten Notfallvermittlern sitzen die Ratten vor der Vermittlung in Quarantäne, so dass man Schwangerschaften und Krankheiten schon vorher erkennt und auch etwas zum Charakter sagen kann. Erkrankungen und Milben sind meist schon behandelt, Böcke evtl. kastriert, bissige und scheue Ratten als solche zu erkennen, etc.
Ich schreibe bewusst "meist", weil es natürlich auch unseriöse Notfallvermittlungen geben kann - ich lege da sicher für niemanden, den ich nicht kenne, meine Hand ins Feuer.
Das Ding ist schlichtweg: Bei Notfellchen weißt Du, worauf Du Dich einlässt, bei Zooladentieren nicht.
Viele meiner Tierheim-Tiere waren krank, als ich sie zu mir geholt habe. Aber das habe ich vorher gewusst und hätte mich auch gegen sie entscheiden können. Bei Zooladentieren hast Du diese Wahl nicht, weil niemand weiß, ob die Tiere krank sind, es auch niemanden interessiert und offensichtlich kranke Tiere entsorgt werden.
Natürlich können auch in der Vermittlung Pannen passieren. Auch ich habe schon aus einem Tierheim eine völlig verlauste Ratte bekommen, was niemand gewusst und mir nicht gesagt hat. Aber das ist mir genau 1 mal passiert - wie oft ich so etwas schon von Leuten gehört habe, die ihre Tiere aus dem Zooladen haben, kann ich dagegen schon gar nicht mehr zählen...
Definitiv ein Grund gegen Zooladenkäufe
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Mein persönliches Hauptargument gegen den Tierkauf im Laden ist schlichtweg, dass man damit die weitere Produktion unterstützt, was zur Folge hat, das die Vermittler auf ihren Tieren sitzen bleiben und das ganze Notfallsystem dann nicht funktionieren kann. Und die allgemeine Denkweise "Tiere kann ich im Laden kaufen" = die Versachlichung von Lebewesen, wird so auch aufrecht erhalten.
Noch ein Punkt gegen Zooladenkäufe. Aber...
nehmen wir mal an es gibt keine Tiere mehr im Laden, was wünschenswert wäre. Dann würde es ja auch weniger Notfelle geben. Man müsste sich vielleicht sogar Tiere vom Züchter holen, wäre das nicht auch wieder eine Versachlichung von Lebewesen?
Bitte jetzt nicht mit Katzen und Hunden argumentieren, die es ja auch nicht im Laden zu kaufen gibt und trotzdem in Tierheimen ihr Dasein frissten.