Hallo,
überleg doch mal. Wenn Du n vernünftige Türen hast, dann kannst Du nur n-1 zusätzliche Volletagen einbauen, ohne dass Du dir irgendeine Tür verrammelst. Im konkreten Fall der Darwin hast Du an der Front immerhin drei vollwertige und große Türen, also gehen auch nur 2 vollwertige und zusätzliche Volletagen.
Okay, einige Darwin-Besitzer springen über ihren Schatten und denen ist es wichtiger, dass möglichst viel Fläche zur Verfügung steht. Das kann man z.B. verstehen, wenn mehr als 8 Tiere in die Darwin sollen. Allerdings ist das m.E. eine Vorgehensweise, mit der man kaum glücklich wird.
Da ärgert man sich jedes Mal, wenn man den Käfig reinigen muss oder wenn man schnell (z.B. bei zwei Streitnasen) eingreifen muss.
Meine Erfahrung ist einfach die, dass eine Voliere auch pflegbar bleiben muss, sonst wird man nicht wirklich glücklich. Wenn man also nur zwei zusätzliche Volletagen einbaut, dann wird man zwischen den Vollebenenen (wenn man bei zwei Volletagen die Türen wirklich nicht verbauen will) zwischen den den Vollebenen eine lichte Höhe von etwas mehr als 60 cm haben und das ist eigentlich wegen den möglichen Sturzhöhen zu viel - Es müssen zwischen den Vollebenen also Zwischenetagen gezogen werden.
Als ideale Geschosshöhe werden i.A. ca. 30cm angesehen.
Solange eine Zwischenetage aber nicht die ganze Fläche (nur bis max. 50%) überdeckt, ist auch eine Geschosshöhe von 20 cm akzeptabel, denn sonst schränkt man die Nasen zu sehr beim Klettern ein. Klettern wollen und sollen sie ja irgendwo.
Eine weitere wichtige und sinnvolle Regel ist, dass eine Teiletage nicht schmäler sein soll als 25 cm sein soll, damit deine Nase noch gut quer darauf pennen kann.
Allein schon daraus folgte für meinen Entwurf, dass es eben zwei Volletagen gibt und zwei (wie auch immer geartete) Teiletagen.
Aus einer weiteren Überlegung folgte, dass die Teiletagen zweiteilig und leicht höhenversetzt sein müssen. Der Grund war, dass ich beobachtete, dass sich leicht gehandicapte Nasen bei Steigungswinkeln weit über 30° auf den Rampen etwas schwer taten.
Also setzte ich mir das Ziel keine Rampe steiler als 30° zu machen.
Bei den möglichen Basislängen (Längen der Ankatheten) der Rampen war das aber nur möglich, wenn die Zwischenetagen zweigeteilt und leicht höhenversetzt waren, so dass eine Art besseres Treppenhaus entsteht.
WEil es mir aber wichtig war die sorgsam freigehaltenen Türen nicht noch unnötig durch Rampen zu versperren, ergab sich fast zwangsläufig die im anfangs gezeigten Bild sichtbare Anordnung von Voll- und Zwischenetagen.
Die geringe lichte Höhe der oberen Rampenabschnitte von nur rund 20 cm schmeckte mir auf dem Plan anfangs überhaupt nicht. Die Praxis zeigte aber bald, dass sich die Nasen daran überhaupt nicht störten, sondern diese kleinen Zwischenabsätze sehr gerne zum Chillen nutzen.
Die Kanten der Teilabschnitte der Teiletagen habe ich deshalb abgeschrägt ausgeführt, dass unsere Nasen bei gewagten und missglückten Sprüngen nicht auf zu spitze Winkel knallen können (speziell deswegen, weil ich alle Schnittkanten mit Alu-Profilen nagesicher gemacht habe).
Somit war mein gesamtes Einrichtungskonzept lediglich noch ein Resultat der Einhaltung der mir gesetzten Forderungen. Weiter kreativ konnte man da kaum sein, es waren Zwangsläufigkeiten (oder wie ein mir bekannter Architekt immer so schön sagt: "Form follows function" ).
Es blieb also noch das Problem, wie man die Etagen z.B. zum Reinigen leicht herausnehmen kann.
Wenn man die Volletagen tatsächlich am Stück baut, dann muss man sie wirklich bei abgenommenem Dach einbauen und das ist meganervig, wenn man für eine echte Vollreinigung den ganzen Käfig zerlegen muss.
Ich habe deshalb sämtliche Elemente in Teile aufgeteilt, von denen keines breiter als 50 cm sein durfte, damit man sie (etwas schräg) noch durch die Haupttüren bekommt.
Aus den eigentlich etwa 97 cm breiten Volletagen wurden somit zwei Hälften, die je nur noch ca. 48,5 cm breit waren. Die Größe der Zwischenetagenteile hat eh gepasst.
In einigen voraus gegangenen Käfigkonstruktionen hatte ich die Etagenteile fest am Gitter verschraubt. Sehr glücklich war ich damit allerdings nicht. Wenn man die Teile zum Putzen ausgebaut hat, dann ging das ja noch, aber der Wiedereinbau war echt nervig und allein kaum zu machen. Speziell stellte ich beim Wiedereinbau interher immer wieder mal fest, dass die Etage schief drin oder auf der falschen Höhe war.
Behoben hab ich das in dem gezeigten Entwurf dadurch, dass die Etagenteile nicht mehr fest verschraubt sind, sondern nur noch auf fest am Gitter angebrachte Halteleisten (jeweils an Front und Heck) aufgelegt werden. Die Darwin steht in sich stabil genug, dass das auch bei nur 15 mm breiten Auflageleisten sicher möglich ist. Bei weniger stabilen Gehegen kann das aber zu Problemen führen.
Die Teile der Teiletagen mussten allerdings noch gegen seitliches Verrutschen gesichert werden (die Hälften der Volletagen halten sich ja gegenseitig in der richtigen Position). Da musste ich dann leider in den sauren Apfel beißen und die Elemente der Teiletagen mit leicht entfernbaren Klemmschrauben sichern.
Ein anderes Problem das ich früher hatte war, dass meine Nasen sich einen regelrechten Sport daraus gemacht hatten, nachts die Rampen auszuhängen und runter zu werfen. Dem Problem begegnete ich damit, dass die Form der Haken und der Aufhängungen so aufeinander abgestimmt sind, dass ein Aushängen der Rampen nur dann möglich ist, wenn das darüber liegende Etagenelement leicht angehoben wird.
Vielleicht noch ein kurzes weiteres Wort zu den Rampen. Bei mir haben sich Rampenbreiten ab 140 mm wirklich bewährt und für gehandicapte Tiere sollten es nicht viel weniger sein. Und selbst wenn ich darauf geachtet habe, dass die Steigungswinkel der Rampen 30° nicht übersteigen, dann sind trotzdem alle Rampen profiliert - Die Nasen tun sich einfach leichter.
Du siehst also, dass das in in Bildern gezeigte Konzept nicht viel mit künstlerischer Gestaltung zu tun hatte, sondern einfach die Folgerung aus den Vorgaben war.
Klar, andere Leute machen es anders und das sei denen unbenommen.
So wie jüngst wieder jemand im Nachbarforum der meinte, er müsse unbedingt 10 Nasen in die Darwin quetschen. Okay, den Platz kann man zur Not raushauen, nur wartbar ist das dann nicht mehr.
Lange Rede kurzer Sinn, das gezeigte Etagenkonzept hat sich bei mir ausgezeichnet bewährt und funktioniert tatsächlich so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Der Ärger früherer Einrichtungsversionen ist weg.
Okay, das ist mal kurz ne Menge Arbeit, die sich aber letztendlich lohnt.
Weil man so ein Werk aber nicht für die sofortige Zerstörung durch die Nasen baut, sollt man auch etwas Augenmerk auf den verwendeten Sabberlack legen.
Bislang habe ich nur einen Lack gefunden, der wirklich allen Anforderungen gerecht wird. Das ist allerdings ein nicht ganz billiger 2K Lack, der aber bzgl. der Testwerte und der Dauerhaftigkeit absolut überzeugt.
Für die nächste Version überlege ich mir allerdings bereits eine Beschichtung mit Epoxidharz für Aquarienanwendungen. Da bin ich allerdings noch am Recherchieren, ob das gesundheitlich wirklich so unbedenklich ist wie beschrieben.
Aber wie gesagt, jeder wie er mag und wer so viel Freude am Basteln hat, der kann es auch weniger dauerhaft und billiger machen ...
Viele Grüße,
Uli